Brasilien 🇧🇷 / Österreich 🇦🇹; Schon gewusst, dass es vor allem die Deutschen waren, die viele Bräuche rund um Weihnachten mit nach Brasilien gebracht haben, wie beispielsweise den Adventschmuck, den Weihnachtsmann und die Bescherung an Heiligabend?
Das Christkind – so wie wir es in Österreich kennen, gibt es in der Form nicht. Zwar steht in fast allen Haushalten ein geschmückter Baum, unter den auch die Geschenke gelegt werden, aber “offiziell” kommt am 24.12 um Mitternacht der “Papai Noel”, der sogenannte Weihnachtsmann. Erzählt wird, dass dieser entweder eine Leiter hochklettert oder durch den Schornstein kommt. Da die Geschenke bereits unterm Baum liegen, kommt er entweder mit leeren Händen oder mit einem ausgestopften Sack.
Außerdem gibt es seit 1976 eine Weihnachtsmannschule in São Paulo, denn das ist hier zur Advents- und Weihnachtszeit ein begehrter Job in Einkaufszentren, auf Märkten und auf Familienfesten. Als ich darüber vor ein paar Monaten einen ORF-Beitrag gesehen habe, musste ich schmunzeln.
Mittlerweile habe ich mit eigenen Augen gesehen, dass dieser Job gelernt sein will. Zum einen, weil die Weihnachtsmänner beispielsweise wissen sollen, dass sie sich von Kindern küssen lassen sollen, aber nicht zurück küssen dürfen. Zum anderen, um Leute, wie uns, davon zu überzeugen, ein Foto mit ihnen zu machen – wobei das in unserem Fall alles andere als schwer war! 😁
Bunte weihnachtlich opulent glitzernde und funkelnde Dekoration
Wer durch die Shoppingmalls São Paulo’s zur Advents- und Weihnachtszeit flaniert, erlebt eine bunte weihnachtlich opulent glitzernde und funkelnde Dekoration. Was bei mir eher den Gedanken an Disco und Partykeller hervorruft, ist hier zu Weihnachten gang und gäbe. Dabei stehen blaue LED-Lichter ganz oben auf der Liste. Die Weihnachtsbäume sind keine Tannen, sondern Plastikbäume, Palmen, Bananenstauten oder Mangobäume – alle übervoll behangen und kitschig.
Apropos Shoppingmalls: Gehen die BrasilianerInnen einkaufen, tun sie das für gewöhnlich in eine der zahlreichen gut klimatisierten Einkaufszentren. Das ist zum einen der Kriminalität geschuldet, zum anderen der Hitze, die jegliches Outdoor-Einkaufen erschwert. Und damit besonders zu Weihnachten jeder die Chance hat, großzügig einzukaufen, bleiben die Geschäfte an den Tagen vor Weihnachten 24 Stunden geöffnet.
In den Kreisen der Familie
Bei uns trifft man sich Heiligabend in den Kreisen der Familie. Bei den einen gibt’s nur Brötchen, bei den anderen wird mit Fondue, Raclette, Weihnachtsgans & Co., aber auch vermehrt mit (Winter-)BBQ aufgetischt. Weihnachten feiern auch die BrasilianerInnen üblicherweise bei den ältesten Familienmitgliedern, wie Oma und Opa. Wir feiern es in diesem Jahr mit Oma und Opa am Strand, also vergleichsweise ruhig und besinnlich. Normalerweise wird gemäß dem brasilianischen Stil viel gelacht, getanzt und Musik gemacht.
Anschließend geht’s für die Gläubigen, aber auch “einmal im Jahr KirchengängerInnen”, zur Mitternachtsmesse. In Brasilien ist das ähnlich, aber in umgekehrter Reihenfolge. Außerdem gibt’s in vielen Städten, so auch in São Paulo, gegen Mitternacht ein Feuerwerk, das symbolisch die Geburt des Christkinds verkündet.
Festtagsschmaus
Das brasilianische Weihnachtsmenü besteht, so wie in Österreich auch, meist aus einem Truthahn, der mit Reis, Salat, Obst und anderen Zutaten serviert wird. Viele Familien feiern dann bis 3/4 Uhr Früh oder noch länger. Am 25.12. gibt’s dann üblicherweise noch einmal ein großes Restessen im Kreise der Familie, bevor die BrasilianerInnen am 26.12. wieder in die Arbeit gehen.
Wer geglaubt hat, dass festliche Kleidung zu Weihnachten in Brasilien dazugehört, hat sich getäuscht.
Getragen wird, was in den typischen Koffer für den Strandurlaub gepackt wird: bunte Sommerkleider, Bermudas, Tanktops und Shorts. Ein absolutes Muss: Flip Flops – oder Havaianas, wie sie hierzulande genannt werden. Besonders die Brasilianer tragen sie wirklich immer und überall.
Ein Detail dazu am Rande: Die Havaianas werden hier stets passend am Fuß getragen, was für österreichische Verhältnisse zu klein ist. Aufgefallen ist mir das erst kürzlich als ich die neuen Flip Flops meines Freunds an seinem Fuß begutachtet habe. Meine Frage war natürlich sofort: “Sind dir die nicht zu klein?” Im Gegenteil, vorne und hinten circa 1 cm Platz tragen hier nur “Gringos”, sogenannte AusländerInnen.
Willst du also nicht gleich als die-/derjenige durchgehen, gilt beim Kauf der Havaianas also: kein überschüssiges Material, das über den Fuß steht.
Und sollte es wirklich mal kalt sein, dann werden Havaianas einfach mit Socken getragen! 😁
Pause für Unternehmen
Zwischen 21. Dezember und 6. Jänner bleiben viele Unternehmen (um die 70-90 % wurde mir gesagt) in Brasilien geschlossen. MitarbeiterInnen müssen für diesen Zeitraum „zwangsweise“ Urlaub nehmen, der gleichzeitig auch von ihrem Gesamturlaubsanspruch abgezogen wird. Von den 30 gesetzlichen Urlaubstagen können somit oft nur 15 Tage frei und individuell in Anspruch genommen werden.
Bei manchen löst das Begeisterung aus, bei anderen weniger. Der Mindestlohn in Brasilien beträgt übrigens 998 brasilianische Real (BRL), was circa 220 Euro entspricht.