Weit weg, aber ganz nah

Dass Enkeln etwas besonders Wertvolles im Leben von Großeltern sind, wird wohl kaum eine Oma oder ein Opa bestreiten. Enkeln bereichern das Leben und ihre Bereicherung trägt auch zu einem Stück Lebensqualität bei. Aufgrund der Globalisierung, der daraus folgenden beruflichen Mobilität und der gleichzeitig zunehmenden bikulturellen Partnerschaften, wohnen heute immer mehr Großeltern viele Kilometer von ihren Enkeln entfernt. Wie es gelingt, trotzdem in Kontakt zu bleiben und über die Ferne ganz nah zu sein, habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Jeden Tag eine kleine Nachricht

Im Vergleich zu Großelterngenerationen der Vergangenheit ist es heute einfach, trotz Entfernung in Kontakt zu bleiben. Ein Foto, ein Update über den Tag, eine Sprachnachricht oder ein kurzes Video zwischendurch lassen sich in Sekundenschnelle verschicken. Das stabilisiert nicht nur die Großeltern-Enkel-Beziehung, sondern auch die Eltern-Kind-Beziehung! ☺️

Schön ist es auch, wenn das Enkel bei kurzen spontanen Telefonaten miteinbezogen wird, indem man beispielsweise sagt „Hör mal, da spricht die Oma“.

Ein Skype-Ritual einführen

Oma und Opa immer nach dem Sonntagsfrühstück oder Mittagessen anrufen – das sollte zur festen Einrichtung werden. Ganz wichtig ist dabei die Routine, d.h. am besten eine Zeit festlegen, zu der jede Woche über Skype, FaceTime oder What’s App Video telefoniert wird. Das können die Enkel nutzen, den Großeltern ihre Spielzeuge in die Kamera zu halten, und umgekehrt; Kochrezepte auszutauschen oder um irgendwann vielleicht auch die Generalprobe des Schulreferats vor den Bildschirm zu verlegen, …

Fotos und Videos zeigen

Wir zeigen unserem Sohn regelmäßig Fotos und Videos von den Aufenthalten bei seinen Großeltern und erzählen ihm Geschichten dazu, in denen die Großeltern vorkommen. Auch haben wir eigene Magneten mit Bildern von Oma, Opa, anderen Familienmitgliedern und Freunden angefertigt und auf dem Heizkörper im Kinderzimmer angebracht. Aber nicht nur dort, auch an den Wänden und Türstöcken in der Wohnung haben wir unzählige Fotos verteilt, die wir regelmäßig anschauen, um zu verhindern, dass dieser Teil der Familie in Vergessenheit gerät.

Gemeinsam Urlaub machen

Zeit von Angesicht zu Angesicht ist wichtig! Wenn man sich selten sieht, sind kleine Familienurlaube daher besonders wertvoll. Dabei spreche ich aus Erfahrung, denn als wir das letzte Mal in Brasilien waren, haben wir einen drei-wöchigen Urlaub am Strand gemacht. Nachdem unser Sohn noch ganz klein ist, durften Mama und Papa natürlich mit. Dieses gemeinsame Erlebnis hat die Verbundenheit gestärkt, die wir nicht missen wollen.

Damit das Erlebte auch auf keinen Fall in Vergessenheit gerät, haben wir auch ein paar Muscheln vom Strand für das Fotoalbum mit nach Hause genommen, und auch Oma und Opa dazu angehalten – genau genommen hat uns Opa auf die Idee gebracht! 🙂

Ein Oma- und Opabuch

Bevor unser Sohn auf die Welt kam, haben wir den Großeltern ein spezielles Oma- und Opabuch geschenkt. Die Idee dahinter ist es, dieses mit Fotos und Texten von schönen gemeinsamen Momenten, Anekdoten, Stickern, kleine Basteleien und besonderen Erinnerungsstücken anzureichern, um es in späteren Jahren ihrem Enkel zu übergeben.

Die Bücher haben wir online bei Frau Ottilie bestellt. Hier findet ihr sowohl das “Oma & ich” als auch das “Opa & Ich” Buch. Leider gibt es die Bücher bisher nur auf Deutsch, weswegen wir sie gemeinsam ins Portugisische übersetzt haben. Mittlerweile bin ich auch noch auf ein anderes sehr nettes Erinnerungsalbum gestoßen. Es ist um einiges länger als die Frau Ottilie Bücher, geht bis zum Schulanfang und ist von Elma van Fleet*:

Falls ihr kein Geld ausgeben wollt, können solche Bücher auch mit festem Papier selbst erstellt werden. Ideen dafür gibt es sicherlich zu Genüge auf Pinterest, ohne dass ich jetzt nachgeschaut habe.

Natürlich geht das Ganze auch umgekehrt, indem das Enkelkind gemeinsam mit Mama und Papa ein Buch für die Großeltern erstellt und laufend ergänzt. Über so ein Album freuen sich die Großeltern sicher genauso.

Die Welt durch Enkelaugen sehen

Kinder machen schon tolle Fotos oder Videos. Wir müssen sie nur lassen. Die Blume im Garten, der Teddybär beim Einschlafen, Papas Ohr in Großaufnahme – alles wird festgehalten. Anschließend werden die Fotos oder das Video zu Oma und Opa geschickt, die die Welt nun durch die Augen ihrer Lieblinge betrachten können.

Alternativ zur Smartphone-Kamera kann auch eine Einwegkamera vollgeknipst werden. Der Film wird dann zu Oma und Opa geschickt, sie lassen die Bilder entwickeln, und siehe da, die unperfekten, alltäglichen Momente der Enkel werden zu etwas ganz Besonderem.

Alltag leben

So wie bei uns, wo die Großeltern auf einem anderen Kontinent leben, wohnen sie auch bei anderen Familien immer öfter weiter weg und kommen, wenn dann, für mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate zu Besuch, und umgekehrt.

Als wir in Brasilien waren oder Oma und Opa am Stück drei Wochen bei uns waren, wurde ich gefragt, ob uns das nicht zu viel wird. Mir hat das überhaupt nichts ausgemacht. Man darf aber nicht davon ausgehen, dass man mit seiner Routine weitermachen kann. Solche Aufenthalte bringen den Familienalltag schon durcheinander. Hilfreich ist es da sicher, wenn man flexibel ist und nicht auf festgefahrene Strukturen oder Abläufe besteht. Außerdem ist es mir wichtig, dass mein Sohn auch ein wenig Alltag mit seinen Großeltern erleben kann und er sie nicht nur zu speziellen Anlässen sieht.

Bei Oma und Opa schlafen

Mal ehrlich, wer erinnert sich nicht gerne an die schlaflosen Nächte bei Oma und Opa zurück? Oma holt Popcorn und Chips aus dem Geheimversteck und dann wird ausnahmsweise im Bett gekrümelt und erst ganz spät geschlafen.

Je älter die Kinder sind, dürfen sie auch selbst zu Oma und Opa fahren und dort übernachten. Auch wenn man sich nur selten sieht, kann das die Beziehung zwischen Enkel und Großeltern verfestigen und zusammenschweißen.

Allerdings sollte man darauf achten, dass solche Aktivitäten nicht nur im Rahmen von wichtigen Anlässen stattfinden, sondern bei einem längeren Besuchen, wenn sich Großeltern und Enkel schon aneinander gewöhnt haben. Und auch hier gilt: Je mehr die junge und die ältere Generation den Alltag der anderen erleben können, desto besser.

Vorsingen oder Vorlesen aus der Ferne

Es klingt so schön, wenn unsere Oma „Parabens“ oder „Soapa do Nenem“ für unseren Sohn singt. Das tut sie auch, trotz Entfernung. Entweder sie nimmt ein Audio via What’s App auf oder sie singt live während eines Videoanrufes.

Aber nicht nur das: Auch Lesen verbindet über Grenzen hinweg und fördert gleichzeitig die Liebe zum Buch. Entweder wird über das Telefon die Geschichte erzählt und das Kind damit in den Schlaf gewogen oder eben ein Audio aufgenommen, sodass das Kind das beispielsweise abends anhören kann. Wir haben das bereits ab dem Zeitpunkt, ab dem unser Sohnemann auf der Welt war, gemacht, damit er sich an die Stimmen von Oma und Opa gewöhnen kann und diese vertraut bleiben.

Oma und Opa werden Hörbuch-Produzenten

Hörbücher gehören für Kinder mittlerweile schon früh zum Alltag. Sie fördern die Fantasie und Vorstellungskraft der Enkelkinder. Abends bescheren sie den Kleinen süße Träume und unterwegs im Auto vertreiben sie die Langeweile.

Die Kinder werden es lieben, die Stimme von Oma oder Opa und gleichzeitig ihre Lieblingsbücher zu hören. So sind die Großeltern jederzeit ganz nah und die Zeit bis zum Wiedersehen verfliegt im Nu.

Buch-Club

Sind die Enkel schon größer, kann auch ein Buch-Club gegründet werden. Das geht ganz einfach: Einfach ein Buch auswählen, dem Enkel/der Enkelin schicken und selbst lesen. Die Buchbesprechung kann dann beim nächsten Besuch oder Videoanruf erfolgen. Das verbindet!

Ein Hobby teilen

Der Enkel liebt nichts mehr als Blumen, Fische, Vögel? Oder er tut nichts lieber als zu segeln oder Mandalas zu sammeln? Dann ist es eine gute Idee, eine gemeinsame Sammlung anzulegen. Oma und Opa sammeln zu Hause mit und schicken die neuesten Fotos oder zeigen ihre Schätze im nächsten Videoanruf oder beim nächsten Besuch her. So ein gemeinsames Ding verbindet auch über zwei Kontinente hinweg.

Oma, die Expertin – Opa, der Experte

Noch heute rufe ich, meine älteste Tante, die Mama und Großmutter für mich zugleich ist, an, wenn ich beim Kuchenbacken unsicher bin. Dieser schnelle Griff zum Hörer, der sofort eine Verbindung schafft, ist mir schließlich seit frühster Kindheit vertraut.

Auch als Elternteil kann man das Kind dazu animieren, sich doch mal schnell den Rat von Oma oder Opa zu holen. So können sie sich mit der Zeit für ihre Enkel zu SpezialistInnen für ein bestimmtes Thema entwickeln und bei Kochrezepten, bis hin zu schwierigen Hausaufgaben, oder bei der Boot- Reparatur behilflich sein.

Der Briefträger kommt!

Wen versetzt ein handgeschriebenes Kuvert im Briefkasten nicht in Vorfreude? Auch Großeltern und Enkel können sich dieses Gefühl gegenseitig schenken. Gerade kleine Kinder finden es ziemlich aufregend, wenn sie einen an sie adressierten Brief bekommen.

Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Vielleicht vermitteln die Großeltern die Kunst, Briefe mit schönem Briefpapier zu schreiben? Oder beginnen eine Fortsetzungsgeschichte, die das Enkelkind dann weiter schreibt?

Alternativ können natürlich auch Postkarten verschickt werden. Entweder mit einem Tier, das das Kind toll findet, netten Kunstwerken oder interessanten Fotos. Umgekehrt können auch die Kleinen Postkarten bemalen oder ein schönes Bild per Post schicken.

Wiedersehen und Highlights planen

Die Zeit bis zum nächsten Wiedersehen ist noch lang? Nichts ist schöner, als die Vorfreude auf ein nächstes Treffen! Und diese Vorfreude kann forciert werden, indem gezielt neue Dinge geplant werden, die beim nächsten Treffen unternommen werden sollen. Zum Beispiel einen gemeinsamen Ausflug an den nächstgelegenen See oder eine Nachtwanderung. Zu letzterem beispielsweise können Oma und Opa den Enkeln alles über die Nachtwanderung, die beim nächsten Besuch ansteht, erzählen und Nachrichten, Fotos, Videos oder Päckchen mit Utensilien dafür schicken. Außerdem ist der Trennungsschmerz nur halb so schlimm, wenn das Wiedersehen schon geplant ist. Auch, wenn viele Monate dazwischen liegen.

Genießt den Abschied

Der Abschied von Oma und Opa geht uns jedes Mal sehr nah. Es tut weh, mitzuerleben, wie sie sich von ihrem einzigen Enkel verabschieden müssen. Bei unserem letzten Brasilien-Aufenthalt hat uns aber eine Sache geholfen: Wir haben den Abschied genossen. Klingt komisch, aber hilft.

Wir haben nämlich den letzten Tag genutzt, um Jonathans Geburtstag vorzufeiern, über den gemeinsamen Strandurlaub sinniert, über Erlebnisse gesprochen und über Jonathans Tanzeinlagen gelacht. Wir haben zusammen gegessen, gefeiert und mit dieser gemeinsamen Zeit noch einmal gezeigt, dass wir zusammen gehören und uns nichts trennen kann.

Gleichzeitig helfen uns Videos und Fotos, die wir von den Feierlichkeiten gedreht haben, noch heute über den Trennungsschmerz hinweg zu kommen! 😉 Aber nicht auf traurige, verzweifelte Weise. Sondern voller Liebe und Vorfreude darauf, sich wiederzusehen.

Eines noch zum Schluss…

Wir alle haben im Alltag viel zu tun und da kann es schon mal schwierig werden, es auf kurz oder lang nicht jeden Tag zu schaffen, sich auszutauschen. Deshalb ist es auf allen Seiten gut, sich von zu hohen Erwartungen zu lösen, damit die Enttäuschung nicht zu groß ist, wenn es mal nicht so klappt. Seht den Kontakt, den ihr habt lieber als besonders wertvoll und genießt ihn nach dem Motto „Qualität vor Quantität“. Egal, wie lange das letzte Treffen her ist und unabhängig von der Zahl der gesendeten Nachrichten und Video-vertelefonierten Minuten, haben Großeltern sowie Enkel garantiert einen festen Platz im Herzen.

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3 Comments

  1. Lana Favero
    6. Feber 2020 / 16:20

    I want to read in English 😭

    • 6. Feber 2020 / 22:13

      Dear Lana,
      I installed the Translator… have fun! 🙂

      • Lana
        7. Feber 2020 / 14:12

        Hi Dani, thank you very much! Your blog is amazing. I can’t wait to see the next post.

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